OTZ vom 26.06.2020

OTZ vom 26.06.2020

Gleich ob Thymian, Blutwurz und Sonnenhut: Viele pflanzliche Extrakte werden seit Jahrtausenden zur Behandlung von Infektionskrankheiten eingesetzt. Essenzen des Beifuß beispielsweise lindern erwiesenermaßen fiebrige Krankheiten, darunter auch Malaria. 

Das Extrakt Artemisinin bildet die Grundlage für Anti-Malaria-Kombinationstherapien, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen werden. Millionen Erwachsene und auch Kindern profitieren jedes Jahr von diesen Behandlungen – ohne dabei starke Nebenwirkungen fürchten zu müssen.

Nun soll die Naturheilpflanze auch zur Bekämpfung des neuen Coronavirus eingesetzt werden. In Laborstudien konnten Chemikerinnen und Chemiker vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam gemeinsam mit Virologinnen und Virologen der Freien Universität Berlin nachweisen, dass wässrige und alkoholische Extrakte des speziell gezüchteten, Einjährigen Beifußes (Artemisia annua) gegen Sars-CoV-2 wirksam sind.

Heilpflanze: Beifuß bekämpft eine Reihe von Viren

„Nachdem ich bereits mit Verbindungen aus Beifuß-Pflanzen gearbeitet hatte, war ich mit den interessanten Aktivitäten der Pflanzen gegen viele verschiedene Krankheiten vertraut, einschließlich einer Reihe von Viren“, sagt Chemiker Peter Seeberger, der die Studie zusammen mit Kerry Gilmore angestoßen hat. 

Nach Angaben der Forscherinnen und Forscher zeigten Blätter des Einjährigen Beifuß aus einer speziell für diesen Zweck kultivierten Samenlinie aus dem US-amerikanischen Kentucky die beste Wirkung. Dafür versetzten sie deren Extrakt mit Ethanol oder destilliertem Wasser. Nach Angaben der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten gleichzeitig auch Ablagerungen in den Gefäßen der Behandelten, so genannte Plaquebildung, verringert werden.

Corona-Medikament: Extrakt wirkt mit Kaffee noch besser

Am besten wirkte das ethanolische Extrakt offenbar in Kombination mit einem Heißgetränk: „Ich war überrascht, dass die Zugabe von Kaffee die Aktivität weiter steigerte“, sagt Klaus Osterrieder, Professor für Virologie an der FU Berlin, der die Tests durchführte.

Die ersten klinischen Studien zur Erforschung der Beifuß-Wirkung beginnen derzeit am akademischen medizinischen Zentrum der University of Kentucky. Forscherinnen und Forscher untersuchen neben Kaffee auch die Wirksamkeit von mit Artemisia-annua-Blättern versetztem Tee.

Quelle OTZ Elisabeth Krafft: https://www.otz.de/leben/ratgeber/einjaehriger-beifuss-wirkt-laut-studien-gegen-coronavirus-id229387902.html

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